Presse & Erfahrungsberichte 2025


RMC goes Cyclocross - Besuch des UCI-Weltcup-Rennens in Maasmechelen (Belgien)

Ausgelöst durch die beeindruckenden Eurosport-Übertragungen von Cyclocrossrennen ist im letzten Jahr die Idee entstanden, eines dieser Spektakel mal live zu erleben: Radsport auf Weltklasse-Niveau, ein Rundkurs mit der Möglichkeit, die Athletinnen und Athleten mehrfach zu sehen, eine tolle Stimmung und natürliche belgische Spezialitäten wie verrückte Fans, Fritten und Bier.

Am 25. Januar 2025 ist es dann so weit. Kurz vor Mittag können wir, Sebastian, Holger, Bernhard und Jörg, das Veranstaltungsgelände betreten. Die zwischenzeitlichen Regenschauer und dunklen Wolken während der Fahrt haben sich verzogen, uns erwartet ein spannender Tag beim Querfeldeinsport. Der Parcours ist in einem Nationalpark bei Maasmechelen auf einer ehemaligen Steinkohlezeche angelegt, die stillgelegten Fördertürme sind ebenso in die Strecke eingebunden wie die zahlreichen Hügel und Wälle. Die Strecke ist durch die wohl intensiven Regenfälle in den Tagen vor dem Rennen für Cyclocross bestens präpariert - an zahlreichen Stellen ist der Matsch mindestens knöcheltief, die grasbewachsenen Wälle sind so rutschig, dass die Überquerung selbst zu Fuß herausfordernd ist. Selbstverständlich sind auch die Wege für die Zuschauer mit Pfützen und Matsch gespickt - als Schuhwerk sind Gummistiefel oder robuste Wanderschuhe dringend empfohlen.

Während wir uns erstmal auf dem Gelände einen Überblick verschaffen, läuft bereits das Training bzw. Strecken-Recon der Damen. Fahrerinnen wie Fem van Empel, Marianne Vos und Puck Pieterse checken die neuralgischen Streckenpassagen und suchen nach dem besten Weg über die Hindernisse - einige Abfahrten sind so steil und rutschig, dass hier nur noch schieben als Lösung bleibt…

Für uns bleibt noch Zeit für eine Stärkung mit Burger und Fritten, dann wir des auch schon Zeit, dass wir uns einen guten Platz für die Rennen sichern. Das Gelände füllt sich zunehmend. Wir entscheiden uns für eine Passage, in denen die Strecke mit mehreren engen Kurven durch tiefen Matsch verläuft - wir stehen auf einem kleinen Wall und haben so einen guten Überblick über den Streckenverlauf direkt vor uns sowie gleichzeitig auch auf die LED-Wand, auf der das Rennen mit den Fernsehbildern übertragen wird.

Kurze Zeit später beginnen die Männer ihre Trainingsrunden und wir bekommen einen Eindruck, wie unterschiedlich die Linien und Fahrweisen sind, mit den die Fahrer die matschigen Kurven in Angriff nehmen. Gleichzeitig gibt es einen kleinen Vorgeschmack auf die spätere Stimmung in diesem Streckenteil, wenn Mathieu van der Poel oder Wout van Aert vorbeikommen. Entlang der Strecke versammeln sich immer mehr Zuschauer, denn um 13.30 Uhr starten die Damen. In der ersten Runde ist das Feld noch relativ kompakt und fährt auf die engen, matschigen Kurven zu. Der Dreck fliegt, es kommt zu Rückstaus, einige müssen ausklicken und stehen mehr als knöcheltief im Matsch - irgendwie überraschend, dass letztlich doch alle halbwegs solide durch diesen Streckenteil kommen und auf dem anschließenden Flachstück wieder Gas geben können. Es entwickelt sich ein spannendes Rennen mit zahlreichen Führungswechseln, zwischenzeitlich abgeschlagene Fahrerinnen können wieder aufschließen, andere bleiben im Matsch stecken oder rutschen auf den durchnässten Schrägpassagen weg. Am Ende kommt Kata Blanka Vas vor Zoe Backstedt und Lucinda Brand als erste ins Ziel. Die Weltmeisterin Fem van Empel, die nur eine Woche später ihren Titel verteidigt, kommt in Maasmechelen „nur“ auf Platz Sechs.

Das Rennen der Damen ist schon sehr beeindruckend. Die mit Dreck und Schlamm bis zur Unkenntlichkeit verschmutzten Trikots und die verzerrten Gesichter der Fahrerinnen vermitteln zumindest ein Gefühl, wie anstrengend dieses Rennen und dieser Sport ist - ca. 1 Stunde Vollgas, eine Strecke mit zahlreichen natürlichen und künstlichen Hindernissen, kraftraubende Bodenverhältnisse und kaum eine Möglichkeit, den Puls zwischenzeitlich wieder etwas zu kontrollieren.

Der Start des Männerrennens ist für 15.00 Uhr angesetzt. Es strömen immer mehr Zuschauer auf das Gelände und an die Strecke. In „unserer“ Kurve entsteht nahezu Stadionatmosphäre. Es ist gut, dass wir auf unserem Plätzen geblieben sind - auch wenn angesichts des kalten und feuchten Wetters ein paar Schritte gut getan hätten. Mit etwas Verspätung wird das Rennen dann gestartet und sofort brandet eine entsprechende Geräuschkulisse auf. Wie bei den Damen ist das Feld der Herren in der ersten Runde noch sehr kompakt. Wie ein Lindwurm zieht sich das Peloton durch die Kurvenpassage. Wout van Aert fällt zurück, da er am Kurvenausgang an der Streckenbegrenzung hängenbleibt und dabei Zeit verliert, die Fahrt kann aber weitergehen. Auf den Fernsehbildern können wir beobachten, wie sich van der Poel an die Spitze setzt und sich van Aert auf Platz 2 an ihm dranbleibt. Doch dann stürzt van Aert bei einer kurzen Abfahrt im Duell gegen van der Poel. Er rappelt sich wieder auf, hat aber etwas Boden auf Platz 1 verloren. Bei der ersten Zieldurchfahrt hat Mathieu van der Poel bereits einen Vorsprung auf seine Verfolger herausgefahren. In Anbetracht seiner Dominanz in diesem Jahr ist zu befürchten, dass ihm der Sieg nicht mehr zu nehmen sein wird. Wout von Aert kann sich auf Platz 2 etablieren und sich von den Verfolgern absetzen. Das Rennen verläuft damit weniger spannend, gleichwohl ist es wirklich krass, mit welcher Eleganz und welchem fahrerischen Können die Spitzenleute auf ihren Rädern sitzen und die Herausforderungen der Strecke meistern. Die fahren wie auf Schienen durch zerfurchte Matschpassagen - einfach unglaublich. Ebenso beeindruckend ist auch die Stimmung an der Strecke. Bei jeder Passage der Fahrer branden Anfeuerungsrufe und Applaus auf. Auch bei den Herren ist das Ziel nach ca. 1 Stunde erreicht. Hier siegt Mathieu van der Pohl vor Wout van Aert und Joris Nieuwenhuis.

Wir machen uns unmittelbar nach dem Rennen auf den Weg zurück zum Auto. Es sollen ca. 30.000 Zuschauer vor Ort gewesen sein, dies könnte eine Erklärung dafür sein, dass sowohl der Rückweg zum Auto als auch insbesondere die Straßen bis zur Autobahn aufgrund der mitunter eigenwilligen Verkehrsführung etwas länger gedauert hat. Wir konnten diese Geduldsprobe aber bestehen und sind gegen 20.30 Uhr wieder wohlbehalten in Paderborn angekommen.

Die Faszination des Radfahrens im Gelände ist nach diesem Tag neu entfacht - so sehr, dass sogar über die Anschaffung von geeignetem Material nachgedacht wird. Es könnte also sein, dass demnächst neue Gravelbikes im RMC gesichtet werden könnten…

Der RMC-Ausflug zum Cyclocross hat viel Spaß gemacht und sollte unbedingt wiederholt werden. Vielen Dank an Bernhard für das Ansetzen des Termins und insbesondere Sebastian für die gute und sichere Autofahrt sowie die tolle Versorgung auf der Reise.